Der Chow-Chow,

ist nichts für oberflächliche Frohnaturen. Im Umgang mit ihnen schlitzen sich seine Mongolenaugen noch enger, runzelt sich die Stirn noch mehr, rümpft sich die Nase noch höher als ohnehin schon bei diesem uralten Asiaten mit dem Gesicht und dem Temperament eines Melancholikers. Kein Wunder, hat er doch böse Zeiten gesehen.

Der einstige chinesische Palasthund wurde zum Proletarier der Gosse und als ihn die Reichen nicht mehr hielten, da fraßen sie ihn. Chow-Chow heißt nichts anderes als lecker-lecker.

So wurde das Tier, was es heute ist, der typische Einmannhund, der, der kommt er neu ins Haus, erst einmal prüft, bevor er sich auf ewig bindet. Und meint er, etwas Besseres finden zu können, dann stelzt er mit dem ihm eigenen lautlosen Gang auf ungewinkelten, steilen Hinterkeulen eines Nachts davon und sucht sich einen Herren, der seinen tiefen Pessimismus, sein Misstrauen in jeglicher Larifari dieser Welt teilt.

Seine Grundstimmung ist das Blue der Neger und er trägt es sogar auf der Zunge, die blau ist, als habe er soeben Heidelbeeren geschleckt. Einem Mann, der in Harmonie mit einem Chow-Chow lebt, kann man vertrauen und ihn mit Gewinn um jeglichen Rat angehen. Er schweigt eher, als dass er aus Gefälligkeit lügt. Einem Chow-Chow-Angriff geht keine dramatische Ankündigung voran; es rumpelt heiser in der breiten Brust hinter der Löwenmähne – das ist alles.

Die Züchter haben recht, wenn sie ihn als letzten Individualisten unter den Hunden nennen.

Ein Hund, der ein Herr ist. Auf der Suche nach einem Herrn, der kein Hund ist.

Quelle: Horst Sterns Bemerkung über Hunde – Kindler Verlag GmbH